zweifelsfrei einen Weg: zugewachsen, teilweise gras- und moosbedeckt, aber ein Weg. Leider hat der Regen, der langsam leichter wird, alle weiteren Spuren verwaschen. Ich hoffe, so viel von Waldtieren zu wissen, dass diese keine so gleichmäßig ausgetretenen Pfade trampeln und eher einzeln, versetzt, um nicht aufzufallen, durch den Wald streifen.
Ich bin nicht mehr allein, hier muss es noch andere Menschen geben oder gegeben haben.
Wieder der Sicherheit gebende Griff an mein Schwert. Alles in Ordnung, es sitzt fest an meiner Seite und wird mich beschützen. Die einzige verbleibende Frage: »In welcher Richtung soll ich dem Pfad folgen?« Nachdem ich bereits geraume Zeit, rein zufällig der einen Richtung folgte, ist es sicher die beste Lösung sie beizubehalten.
Eine Stunde später hört der Regen auf. Nur der Nebel in den Niederungen und die tropfenden Bäume zeugen noch von den vergangenen Regengüssen. Die noch feuchte Luft ist kalt, aber angenehm erfrischend und weckt auf wundersame Weise die vergessenen Lebensgeister.
Nach einer scharfen Biegung um einen etwa acht Meter hohen Felsvorsprung offenbart sich mir ein Ausblick, der nicht in Worte zu fassen ist.
Ich blicke in eine achtzig bis einhundert Meter tiefe Schlucht, am Grund ein reißender Wildbach. Das Wasser muss enorme Kräfte besitzen. Vereinzelt mühen sich armdicke Baumstämme gegen die Fluten. In der starken Strömung rollen Steine größer als Fußbälle wie kleine Kieselsteine. Alleine die Geräuschkulisse ist furchteinflössend. Schlucht aufwärts thront ein riesiges, sicher mehrere tausende Meter hohes Bergmassiv mit einer strahlenden, weißen Haube aus Schnee oder Eis.
Erschaudernd stelle ich mir die Urgewalten während der Schneeschmelze vor, die diesen bereits jetzt beachtlichen Bergbach in einen riesigen, alles mit sich reißenden Strom aus Wasser und Geröll verwandeln.
Einbildung oder Wunschgedanke, ich glaube einen Vogel zu hören.
Ja, jetzt wieder, ganz deutlich, trotz des tosenden Wassers, eine Vogelstimme, viele Vogelstimmen.
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