Einmal fragt mich ein schleimiger, diensteifriger Lakai: »Mein Herr, wünscht Ihr noch Wein oder andere Speisen?« Ich verneine dankend und schicke ihn weiter.
Kurz darauf pirscht sich ein sicherlich keine vierzehn Jahre altes, abenteuerlustiges Mädchen an mich heran. Ich vermute, sie will die Trophäe des Triumphes, den obersten Kriegsherrn des Königs verführt zu haben, erringen. Ich wimmle sie höflich ab, ohne sie mehr als nötig zu enttäuschen.
Zu meiner Schande muss ich mir dabei eingestehen, sie ist ein außerordentlich hübsches, wenn auch aus einfachsten Verhältnissen stammendes Bauernmädchen.
Nur Augenblicke später, die für ihn richtige Gelegenheit abgepaßt, überfällt mich ein hagerer Bauer. Er erzählt mir von seinem Großvater, der einst auch schon das Land verteidigt habe. Stolz zeigt er mir sein rostzerfressenes, vom Alter und der langen ungenutzten Liegezeit gezeichnetes Schwert.
Er hantiert damit derart ungeschickt, dass ich es ihm am liebsten abgenommen und gegen eine ihm vertrautere Mistgabel ausgetauscht hätte.
Ich bekunde ihm meine Dankbarkeit für sein Kommen, erinnere ihn nachdrücklich an die morgen früh stattfindenden Waffenübungen und belehre ihn, er müsse unbedingt daran teilnehmen.
Stolz marschiert er zurück zum Lager der Neuankömmlinge. Ich sehe ihm nach und überlege, ob ihn meine Worte tatsächlich um einige Zentimeter wachsen ließen oder ob ich mir das nur einbilde.
Eindeutig ist, dieser Bauer hat noch nie ein Schwert getragen. Belustigt beobachte ich ihn. Bei jedem zweiten Schritt verheddern sich seine dünnen Beine in der langen Waffe. Er muss sein ganzes Geschick aufbringen, um nicht zu stolpern. Schmunzelnd erinnere ich mich an meine eigenen Probleme, mit der unhandlichen Waffe zu gehen.
Laut lache ich auf. Jetzt ist er tatsächlich über sein geliebtes Erbstück gestolpert und zappelt wie ein auf den Rücken gefallener Käfer, um sich wieder aufzurichten.
Als mich jetzt auch noch ein übereifriger, profilierungssüchtiger Soldat - der mich sehr an meine ständig mobbenden Arbeitskollegen aus meinem klimatisierten Büro erinnert - nach meinem werten Befinden fragt, platzt mir der Kragen. Ich scheuche ihn mit ungewollter Schärfe von mir weg an seine Aufgaben.
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